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Bamberg Der Neujahrsempfang der Stadt Bamberg war bis auf den letzten Platz besetzt. Oder, wie Oberbürgermeister Andreas Starke in seiner Rede sagte: „Wir platzen aus allen Nähten.“ Politikerinnen und Politiker, darunter die Abgeordneten Andreas Schwarz und Lisa Badum, Erzbischof Herwig Gössl, Unternehmerinnen und Unternehmer und viele weitere Gäste. Sie alle waren der Einladung der Stadt Bamberg gefolgt. Vor der Tür demonstrierten zeitgleich die Omas gegen Rechts gegen einen möglichen Weiterbetrieb der AEO.
Auf dieses Thema ging Starke nur kurz ein und wies darauf hin, dass die AEO auf der Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung stehen würde. Sein eigentliches Thema aber war die Zuversicht. So rief er die Gäste des Empfangs auf: „Lassen Sie uns zuversichtlich in die Zukunft schauen. Lassen Sie uns optimistisch sein, wenn wir an die vor uns liegenden Aufgaben denken“. Und davon gibt es ja bekanntlich in der Stadt, genauer gesagt in der Stadtentwicklung einige. Beispiele waren die Sanierung einiger Schulen, darunter die Wunderburg-Schule, die Blaue Schule, die Rupprecht-Schule und das E.T.A. Hoffmann-Gymnasium, außerdem die Planung für das neue Dientzenhofer-Gymnasium. Weitere Beispiele für Projekte der Stadt: das neue Atrium, die Fertigstellung der Buger Brücke, die Gestaltung der Freiflächen auf der ERBA und der immer noch schwierige Ausbau der Bahnstrecke.
Ehrenamtliches Engagement als wichtige Stütze der Gesellschaft
Starke hatte aber noch ein weiteres Anliegen. So rief er zum gesellschaftlichen Engagement auf, zum Demonstrieren, zum Engagement in Vereinen und Ehrenamt und allgemein zur Verteidigung der Demokratie. Damit 2025 besser werde als 2024. Er warnte auch davor, dass Respektlosigkeit gegenüber Medien und staatlichen Institutionen immer weiter zunehme. Hier seien alle gefragt, sich dem entgegenzustellen.
Auch die Gleichberechtigung ist Starke wichtig. Er betonte, dass die Kita-Offensive der Stadt Bamberg weitergehe und jedes Kind zwischen 3 und 6 Jahren einen Platz bekomme. „Rufen Sie mich ansonsten gerne an“, so der OB.

Lebensthema: Gleichberechtigung
Hier passte auch die Festrednerin, die Soziologie-Professorin Jutta Allmendiger, wunderbar ins Bild. Die Professorin, die an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt, wies auf das Offensichtliche hin: Um die Gleichberechtigung ist es in Deutschland nach wie vor nicht gut bestellt. Die Gender Pay Gap liegt bei 19 Prozent, eine 1974 geborene Frau mit zwei Kindern verdient im Durchschnitt auf die Lebensarbeitszeit gerechnet etwa 900 000 Euro weniger als ein 1974 geborener Mann mit zwei Kindern. In den Köpfen der Menschen sei die traditionelle Rollenverteilung ebenfalls immer noch stark verankert, wie die Forschung zeigt. Sie führte auch aus, dass Deutschland die Mütter alleine lasse und dass Mütter heute insgesamt immer mehr arbeiten.
Allmendinger warnte auch deutlich davor, eine Partei zu wählen, die die Rückkehr in traditionelle Rollenmuster durch eine Mütterrente weiter verstärkt. Denn das führe unweigerlich zu längeren Auszeiten und damit zu mehr Altersarmut bei Frauen. „Denn dann lohnt sich Heiratsmarkt finanziell wieder mehr als der Arbeitsmarkt.“ Und das gelte es zu vermeiden: „Wollen wir das? Nach all dem, was Männer und Frauen in den letzten Jahrzehnten erreicht haben, wo wir wirklich gekämpft haben, wo wir gemeinsam große Fortschritte gemacht haben? Wollen wir das auch angesichts unserer wirtschaftlichen Entwicklung, die Frauen wie Männer braucht?“, fragte sie das Publikum.

Echte Highlights des Empfangs waren auch die Gebärdendolmetscherin Alexa Dölle, die sogar die Musik in Gebärdensprache übertrug, sowie die musikalische Umrahmung durch die Musikerinnen und Musiker des E.T.A Hoffmann-Gymnasiums.
Text und Pics: Karoline Keßler-Wirth