Wenn Bienen schwärmen

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Der Imker Matthias Prell fängt den Bienenschwarm eines Kollegen ein – mit viel Geduld und Können

Bamberg  „Kannst du mal bitte kommen, mich auf einen Baum hinaufsichern?“, fragt Matthias Prell einen Freund, der viel klettert. Denn ein befreundeter Imker hat ihn aus dem Urlaub angerufen. Ein Teil seiner Bienen ist ausgeschwärmt, aus den Beuten im Bamberger Berggebiet, direkt auf einen benachbarten Baum. So weit, so normal an einem sonnigen Mai-Tag. Nur ist der Imker selbst eben weit weg. Wenn Bienen ausschwärmen, teilt sich ein Bienenvolk. Zuvor ist eine neue Königin geboren, ein Volk kann aber eine immer nur eine Königin haben. Die alte Königin muss das Nest verlassen. Und ein Teil des Volkes folgt eben seiner Bienenkönigin. Viele Imkerinnen und Imker versuchen, ein Ausschwärmen zu verhindern. Matthias Prell und seine Imkerfreunde sehen das anders, sie wollen Bienen so natürlich wie möglich halten. Dazu gehört auch, die Bienen schwärmen zu lassen und dann wieder einzufangen. Was sich tatsächlich manchmal sehr schwierig gestalten kann.

Matthias Prell packt also seine Utensilien, darunter eine lange Ausklappleiter, eine sogenannte Schwarmkiste und ein riesiger Eimer, in sein Auto und fährt zu der Streuobstwiese, wo Nachbarn den Bienenschwarm entdeckt haben. Eine befreundete Imkerin begleitet ihn, denn allein ist es ziemlich schwierig, auf Bienenfang zu gehen.

Doch heute braucht er mehr Hilfe. Denn der Bienenschwarm hängt an einem Ast in einem sehr hohen Kirschbaum, auf etwa fünf bis sechs Meter Höhe. Die lange Leiter reicht bei weitem nicht aus. Sein Kletterfreund kommt mit Gurt, Seil und Sicherungsgerät. Am Ende der Leiter angelangt, schwingt sich Matthias Prell in den Baum. Dort baut er sich mit Bandschlingen eine Sicherung nach der anderen. Der erste Plan: Er will auf einen der langen Äste hinausklettern und sich dann die Schwarmkiste oder den Eimer hinaufreichen lassen, um die Bienen sozusagen zu Keschern, wie bei einem Fischschwarm im Wasser. Doch schnell ist klar: Das ist viel zu gefährlich, die Bienen sind viel zu weit vom Stamm entfernt, und auch viel zu weit oben. Er kann jedenfalls auf keinen Fall auf einem der Äste bis zum Bienenschwarm klettern.

Jetzt heißt es, neu zu überlegen. Matthias Prell kommt die Leiter wieder hinunter. Gemeinsam mit den beiden anderen montiert er den Eimer an zwei Teleskopstangen, die sie mit reichlich Klebeband verbinden. Sie richten die Stangen mit dem Eimer auf, er rutscht. Also zweiter Versuch: Mit zwei dünnen Spanngurten und wieder reichlich Klebeband befestigen sie den Eimer erneut an den Stangen. Jetzt hält er. Also heißt es für Matthias Prell erneut: Rauf auf den Baum. Dieses Mal mit einer langen Vogelfeder, die kann man verwenden, um die Bienen etwas aufzuscheuchen. Doch die Feder kommt gar nicht zum Einsatz.

Von unten heben die Helfer den Eimer an und reichen Matthias Prell eine Säge. Auch diese wieder an einem Teleskopstiel, damit er Äste, die im Weg sind, heruntersägen könnte. Doch letzten Endes ist das gar nicht nötig. Denn vom Baum aus dirigiert er seine Freunde mit dem Eimer am Stiel. Sie stülpen den Eimer von unten über den Schwarm, ziehen einmal kräftig, und die Bienen sind im Eimer. Jedenfalls die meisten. Ein Teil schwirrt aufgeregt herum. „Kannst du mich mal schnell herunterlassen, hier oben wird es ungemütlich“, ruft Matthias Prell seinem Freund zu. Schutzkleidung trägt Matthias Prell bei dieser Aktion keine, sein Freund mit dem Kletterequipment zu diesem Zeitpunkt schon. Dieser sichert ihn, während er vom Baum klettert. Dann hilft Matthias Prell, den Eimer, der nach oben ja offen ist, vorsichtig auf den Boden zu befördern. Nicht, dass die Bienen wieder herausfliegen. Dann holt er seine Schwarmkiste, die extra zum Einfangen von Bienen eine große Öffnung hat, und befördert den Bienenschwarm vorsichtig hinein. Er hat auch einen sogenannten Smoker dabei. Damit könnte er vorsichtig Rauch in Richtung der Bienen blasen, um sie zu beruhigen. Er wartet noch ab. Und tatsächlich, nach einer Weile wird es deutlich ruhiger um die Bienenkiste. Die Hoffnung, dass der Schwarm tatsächlich darin bleibt, und dann bei einem Imker ein neues Zuhause finden kann, wächst. Die Kiste wird aber nicht gleich mitgenommen, sondern am nächsten Morgen ganz früh, bei Sonnenaufgang, abgeholt werden – mitsamt den Bienen.

„So, ich denke, wir haben die Königin und das war es“, sagt er. Matthias Prell holt drei Bierflaschen aus dem Auto. „Danke, dass ihr gekommen seid. Und dass ihr so zuversichtlich und geduldig geblieben seid“, sagt er. „Zwischendurch, als ich gemerkt habe, dass ich auf keinen der Äste hinausklettern kann, dachte ich, es funktioniert nicht. Hat es dann aber doch.“ Die drei Bienenfänger prosten sich zu, und laden alle Utensilien ins Auto. Was Matthias Prell zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Schon ein paar Tage später klingelt wieder sein Telefon. Und wieder packt er Eimer, Schwarmkiste und alles mögliche andere in seinen Kofferraum und zieht los, um Bienen zu fangen. Denn die Bienen einfach schwärmen lassen, das funktioniert in dicht besiedelten Gebieten nicht.

Mehr über das Imkern

Nach Schätzungen gibt es rund 42 000 Imkerinnen und Imker in Bayern, und etwa 270 000 Bienenvölker. Diese leben bei den Imkerinnen und Imkern in sogenannten Beuten. Dabei wird das Volk in der Wissenschaft als ein Organismus gesehen. Dieser hat auch einen Namen: der Bien.

Nur etwa ein Prozent der Imkerinnen und Imker hält Bienenvölker beruflich, für die allermeisten ist es ein Hobby. Dabei ist das Halten von Bienen auch Arbeit und nicht immer leicht, beispielsweise merzt die Varroa-Milbe ganze Völker aus. Auch die Faulbrut kann den Bienen schwer zu schaffen machen. Dass mittlerweile so viele Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit imkern, wird auch kritisch gesehen. Durch die große Anzahl an Hausbienen würde das Gleichgewicht zwischen Hausbienen und Wildbienen gestört, so die Kritik.

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