„Ein ganzes Leben“
21. Februar 201825 Jahre UNESCO Welterbe Bamberg
9. März 2018Der Architekturprofessor Stefan Häublein über das Bauen in fränkischer Umgebung
Ein modernes Einfamilienhaus, das Stefan Häublein vom Kulmbacher Büro H2M Architekten + Stadtplaner in Bamberg gebaut hat, hat es in die Serie „Traumhäuser“ des Bayerischen Rundfunks sowie in ein Architekturmagazin geschafft. Auch öffentliche Gebäude in Landkreis Bamberg hat er entworfen, unter anderem das Rathaus in Strullendorf. Wir haben mit dem Architekten, der auch in Würzburg an der Fachhochschule als Professor lehrt, über das Bauen in fränkischen Städten oder der fränkischen Landschaft gesprochen:
Wie würden Sie die Fränkische Architektur charakterisieren?
Häublein: Die Fränkische Architektur ist geprägt von einer Kleinteiligkeit und auch einer Heterogenität. Wir haben eine sehr starke Verbindung aus Raum und Freiraum, bebauter und unbebauter Landschaft, viel Natur, ganz anders als in den Großstädten. Das hat einen besonderen Reiz.
Sie entwerfen immer wieder Häuser, die in Franken stehen, wie 2015 das Einfamilienhaus in der Bamberger Altstadt, das mehrfach porträtiert wurde. Worauf legen Sie besonderen Wert?
Häublein: Wichtig ist mir immer das Bewusstsein, ein Haus mit dem Kontext zu verankern, sei es ein historischer Stadtkern, sei es eine ländliche Umgebung, vielleicht die Nachbarschaft zu alten Fachwerkhäusern. Wir haben grundsätzlich die Haltung, dass wir jedes Haus spezifisch für genau diesen Ort entwerfen.
Das heißt, die Frage, wie sehr ein Haus an die Umgebung angepasst, wird, entscheiden sie jedes Mal aufs Neue?
Häublein: Meine Aufgabe als Architekt ist es auch, sehr genau hinzuschauen, Schönes zu bewahren und vor allem die Identität zu bewahren. Das gilt auch für die Identität des jeweiligen Ortes. Bei einer heterogenen Umgebung ist man also etwas freier, wenn die Umgebung homogen ist, passen wir den Entwurf stärker an. Das bedeutet aber nicht, um beim Beispiel des Fachwerkhauses zu bleiben, dass Architekten an dieser Stelle ein altes Fachwerk nachbauen sollten. Dieses Fachwerk ist für mich ein Ausdruck der handwerklichen Möglichkeiten der Zeit. Das heißt für mich keineswegs, dass man heute anfangen sollte, alte Bauweisen einfach zu imitieren. Wir haben ja mittlerweile ganz andere Möglichkeiten. Dennoch kann ein modernes, schlichtes Fachwerk in einer solchen Umgebung durchaus passen. Insgesamt heißt das für mich, im Hier und Jetzt weiterzubauen und den Entstehungszeitraum auch klar kenntlich zu machen.
Was halten Sie davon, wenn jemand eine Toskanische Villa in der Fränkischen Schweiz baut, oder aber ein Schwedenhaus in einer fränkischen Stadt?
Häublein: Diese Gebäude sehe ich in dieser speziellen Umgebung sehr kritisch. Sie gehören nicht hierher und haben hier auch keine Identität. Gebäude brauchen aber eine Identität, und sie sollten meines Erachtens nach immer in den jeweiligen Raum passen. Das bedeutet für unsere Arbeit auch, dass es immer wieder Sanierungsprojekte gibt, in denen wir uns stark zurücknehmen, um dem jeweiligen Gebäude gerecht zu werden, dieses also denkmalgerecht herzurichten. So tragen wir dazu bei, die fränkische Architektur zu bewahren, aber auch weiterzuentwickeln.
Foto Stefan Häublein: H2M