Ein ganz besonderes Roadmovie

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Vea Kaiser liest an der Universität Bamberg aus „Rückwärtswalzer“

Die österreichische Schriftstellerin Vea Kaiser hat mit ihrer Erzählung „Rückwärtswalzer“ ein besonderes Roadmovie geschaffen. Eines, das Verständnis weckt für die aus Sicht des Lesers irrationale Entscheidung einer Familie, einen toten Mann eigenhändig nach Montenegro zu überführen und den Leser mitnimmt auf diesen Balkan-Trip.

Das Team, das sich auf die Reise macht, besteht aus drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber trotzdem fest zusammenhalten. 

Da ist die hochbegabte Wetti, die als Kind durch alle Raster fällt und Reinigungskraft im Naturkunde-Museum wird. Als solche ist sie glücklich, denn sie hat viel Zeit, die Exponate zu studieren. Da ist Hedi, die als Krankenschwester arbeitet. Eine ihrer prägenden Erfahrungen ist es, dass Nonnen durchaus böse sein können. Und da ist Mirl, die unenedlich streitlustig ist, im Restaurant immer Angst hat, etwas falsch zu machen und die einen Mann heiratet, den sie überhaupt nicht leiden kann. Warum? Weil er einen in ihren Augen großartigen Titel führen darf.  

Hedi ist ebenfalls verheiratet, und zwar mit Onkel Willi, der aus Montenegro kommt und in jedem Fall dort begraben werden möchte. Damit fangen nach seinem Tod die Probleme erst an. 

Die drei Schwestern überreden ihren Neffen Lorenz, der als erfolgloser Schauspieler von seinen Tanten durchgefüttert wird, gemeinsam mit ihnen Onkel Willi eigenhändig nach Montenegro zu bringen. Zunächst die Leiche noch einigermaßen tiefgefroren, aber nach und nach taut sie auf. Und so gestalten sich die über 1000 Kilometer Balkan-Reise alles andere als glatt.  

Vea Kaiser ist eine mitreißende Erzählerin, die live auch ein großes Publikum in ihren Bann zieht. Es macht Spaß, ihr zuzuhören, ebenso wie es richtig Spaß macht, ihre Bücher zu lesen. 

Sie hegt eine große Liebe zu Altgriechisch und Latein, das ist dem Aufbau ihrer Texte auch anzumerken. Zudem hegt sie, die auch Germanistik studiert hat, eine Abscheu gegen jegliche Art der literarischen Klassifikation, bei einer Lesung an der Bamberger Uni meinte sie dazu: „Wir sind doch nicht im Milchregal, wo ich eine Unterscheidung zwischen 3,5 Prozent und 1,5 Prozent Fett treffen muss.“ Und so ist „Rückwärtswalzer“ Erzählkunst und Klamauk, Kitsch und Literatur in einem.

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